OpenCards: Konzept eines offenen und interoperablen Datenraums für OER/OEP-Communities
Zusammenfassung
OpenCards ist eine innovative Open-Source-Alternative zu proprietären digitalen Pinnwand-Lösungen wie Padlet und TaskCards. Basierend auf dem dezentralen Nostr-Protokoll schafft OpenCards einen offenen, interoperablen Datenraum für die OER/OEP-Community, der die Souveränität der Nutzer:innen stärkt, Daten nicht in Silos einschließt und die Zusammenarbeit über Plattformgrenzen hinweg ermöglicht.
Das Projekt adressiert zentrale Herausforderungen der digitalen Bildungslandschaft: die Fragmentierung von Bildungsinfrastrukturen, die mangelnde Interoperabilität zwischen Plattformen und die Gefährdung der Nachhaltigkeit durch auslaufende Förderungen. OpenCards bietet eine resiliente, skalierbare und benutzerfreundliche Lösung, die durch ihre dezentrale Architektur unabhängig von einzelnen Anbietern oder Förderungen bestehen kann.
Dieses Konzept beschreibt die Vision, technische Architektur, Community-Engagement-Strategie und Implementierungsplanung für OpenCards als nachhaltige Infrastruktur für die OER/OEP-Community.
1. Einleitung und Problemstellung
1.1 Aktuelle Herausforderungen in der digitalen Bildungslandschaft
Die digitale Bildungslandschaft in Deutschland und international ist geprägt von isolierten Plattformen, die als Datensilos fungieren. Trotz erheblicher öffentlicher Investitionen in OER-Infrastrukturen bleiben folgende Probleme bestehen:
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Fragmentierung: Die Bildungsinfrastruktur ist durch jahrzehntelange Förderung hochgradig fragmentiert, mit vielen isolierten Diensten ohne Querverbindungen.
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Datensilos: Daten und Interaktionen der Nutzer:innen bleiben auf den jeweiligen Plattformen isoliert, was die Zusammenarbeit behindert und die Auffindbarkeit von Ressourcen erschwert.
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Mangelnde Nachhaltigkeit: Bei Auslaufen der Fördergelder verschwinden nicht nur Materialien, sondern auch wertvolle Nutzerinteraktionen wie Kommentare, Sammlungen und kollaborative Weiterentwicklungen.
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Abhängigkeit von proprietären Lösungen: Beliebte Tools wie Padlet und TaskCards sind proprietär, nicht vollständig DSGVO-konform und bieten keine Interoperabilität mit anderen Systemen.
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"Cold Start"-Problem: Neue Projekte haben keinen Content und keine Nutzer:innen, was die Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle erschwert.
1.2 Spezifische Bedürfnisse der OER/OEP-Communities
Die OER/OEP-Communities haben spezifische Bedürfnisse, die von bestehenden Lösungen nicht ausreichend adressiert werden:
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Offenheit und Transparenz: Bedarf an offenen, transparenten Systemen, die den Werten der OER/OEP-Bewegung entsprechen.
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Interoperabilität: Notwendigkeit der nahtlosen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Plattformen und Werkzeugen.
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Datensouveränität: Kontrolle über die eigenen Daten und Inhalte, unabhängig von spezifischen Plattformen.
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Kollaboration: Unterstützung kollaborativer Arbeitsweisen über institutionelle und plattformspezifische Grenzen hinweg.
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Nachhaltigkeit: Langfristige Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Ressourcen und Interaktionen, unabhängig von einzelnen Förderungen oder Anbietern.
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Anpassbarkeit: Möglichkeit zur Anpassung an spezifische pädagogische Kontexte und Anforderungen.
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Niedrigschwelligkeit: Einfache, intuitive Nutzung ohne technische Hürden.
1.3 Einschränkungen bestehender Lösungen
Proprietäre Lösungen wie Padlet und TaskCards sind in Bildungseinrichtungen weit verbreitet, weisen jedoch erhebliche Einschränkungen auf:
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Geschlossene Systeme: Beide Plattformen sind Closed Source und erlauben keine Anpassungen oder Erweiterungen durch die Community.
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Datensilos: Daten sind in den jeweiligen Systemen eingeschlossen und nicht interoperabel zwischen verschiedenen Services.
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Abhängigkeit von Anbietern: Nutzer:innen sind von der Existenz und den Geschäftsentscheidungen der Anbieter abhängig.
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Eingeschränkte Funktionalität in kostenlosen Versionen: Wesentliche Funktionen sind oft nur in kostenpflichtigen Versionen verfügbar.
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Datenschutzbedenken: Insbesondere bei Padlet bestehen Datenschutzbedenken aufgrund der Serverstandorte außerhalb der EU.
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Keine Integration mit OER-Ökosystem: Fehlende Integration mit OER-Plattformen und -Standards.
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Keine dezentrale Datenhaltung: Zentrale Datenhaltung erhöht das Risiko von Datenverlust und Zensur.
2. Vision und Konzept von OpenCards
2.1 Vision und Zielsetzung
OpenCards strebt an, eine offene, interoperable Alternative zu proprietären digitalen Pinnwand-Lösungen zu schaffen, die:
- Die Souveränität der Nutzer:innen über ihre Daten stärkt
- Interoperabilität zwischen verschiedenen Plattformen und Werkzeugen ermöglicht
- Die Zusammenarbeit in der OER/OEP-Community fördert
- Eine nachhaltige, resiliente Infrastruktur für offene Bildung schafft
- Innovation und Vielfalt im Bildungsbereich unterstützt
2.2 Kernfunktionalitäten
OpenCards bietet folgende Kernfunktionalitäten:
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Digitale Pinnwände (Boards): Erstellung und Verwaltung digitaler Pinnwände mit verschiedenen Layouts und Hintergründen.
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Karten (Cards): Erstellung und Bearbeitung von Karten mit verschiedenen Inhaltstypen (Text, Bilder, Videos, Links, Dateien, etc.).
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Kollaboration: Echtzeit-Zusammenarbeit an Boards und Karten, mit Kommentar- und Reaktionsfunktionen.
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Metadaten-Integration: Unterstützung von Bildungsmetadaten nach dem Allgemeinen Metadatenprofil (AMB) und anderen Standards.
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Import/Export: Import von Inhalten aus anderen Plattformen (Padlet, TaskCards) und Export in verschiedene Formate.
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Suche und Filterung: Umfassende Such- und Filterfunktionen für Boards, Karten und Inhalte.
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Sammlungen: Erstellung und Verwaltung von Sammlungen von Boards und Karten.
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Offline-Funktionalität: Nutzung und Bearbeitung von Inhalten auch ohne Internetverbindung.
2.3 Alleinstellungsmerkmale
OpenCards unterscheidet sich von bestehenden Lösungen durch folgende Alleinstellungsmerkmale:
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Dezentrale Architektur: Basierend auf dem Nostr-Protokoll für eine dezentrale, resiliente Infrastruktur.
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Interoperabilität by Design: Von Grund auf für Interoperabilität mit anderen Systemen konzipiert.
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Datensouveränität: Nutzer:innen behalten die Kontrolle über ihre Daten und Interaktionen.
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Open Source: Vollständig offener Quellcode unter der AGPL-3.0-Lizenz.
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Community-Governance: Transparente, partizipative Governance-Strukturen für nachhaltige Entwicklung.
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Integration mit OER-Ökosystem: Nahtlose Integration mit OER-Plattformen und -Standards.
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Föderierte Suche: Suche über verschiedene Relays und Plattformen hinweg.
2.4 Anwendungsfälle
OpenCards unterstützt vielfältige Anwendungsfälle in der OER/OEP-Community:
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Sammlung und Kuratierung von OER: Erstellung thematischer Sammlungen von OER aus verschiedenen Quellen.
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Kollaborative Erstellung von Bildungsmaterialien: Gemeinsame Entwicklung von Unterrichtsmaterialien und Lernressourcen.
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Unterrichtsplanung und -dokumentation: Planung und Dokumentation von Unterrichtseinheiten und -verläufen.
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Projektarbeit und Gruppenarbeit: Unterstützung von Projekt- und Gruppenarbeit in Bildungskontexten.
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Community-Building: Aufbau und Pflege von Lern- und Praxisgemeinschaften.
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Feedback und Peer-Review: Strukturiertes Feedback und Peer-Review für Bildungsmaterialien.
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Portfolioarbeit: Erstellung und Verwaltung von digitalen Portfolios.
3. Technische Architektur
3.1 Überblick
Die OpenCards-Architektur basiert auf dem dezentralen Nostr-Protokoll und folgt einem Client-Relay-Modell. Die Architektur besteht aus drei Hauptkomponenten:
- OpenCards-Client: Die Benutzeroberfläche und Anwendungslogik, mit der Nutzer:innen interagieren
- Nostr-Relays: Dezentrale Server, die Events speichern und verteilen
- Metadaten-Services: Zusätzliche Dienste für Suche, Indexierung und Anreicherung von Metadaten
┌─────────────────┐ ┌─────────────────┐ ┌─────────────────┐
│ │ │ │ │ │
│ OpenCards │ │ Nostr Relays │ │ Metadaten- │
│ Client │◄────┤ │◄────┤ Services │
│ │ │ │ │ │
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│ │ │
▼ ▼ ▼
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│ │ │ │ │ │
│ Andere │ │ Andere │ │ Externe │
│ Nostr-Clients │ │ Relays │ │ Dienste │
│ │ │ │ │ │
└─────────────────┘ └─────────────────┘ └─────────────────┘
3.2 Nostr-Protokoll als Grundlage
Das Nostr-Protokoll (Notes and Other Stuff Transmitted by Relays) bietet eine ideale Grundlage für OpenCards:
-
Dezentralität: Nostr ist ein dezentrales Protokoll, das ohne zentrale Server oder Autoritäten auskommt.
-
Einfachheit: Das Protokoll ist bewusst einfach gehalten, was die Implementierung und Wartung erleichtert.
-
Kryptografische Identitäten: Nutzer:innen erhalten ein Schlüsselpaar, mit dem sie ihre Beiträge signieren und ihre Identität über verschiedene Plattformen hinweg nutzen können.
-
Event-basierte Kommunikation: Alle Interaktionen werden als Events gespeichert und verteilt, was eine flexible und erweiterbare Datenstruktur ermöglicht.
-
Föderierte Struktur: Relays können miteinander kommunizieren und Events austauschen, was eine föderierte Struktur ermöglicht.
3.3 Datenmodell
OpenCards nutzt das Nostr-Event-Format als Grundlage für alle Daten und definiert folgende spezifische Event-Typen:
- Board (Kind 30001): Repräsentiert ein Board mit Metadaten wie Titel, Beschreibung, Layout-Typ
- Card (Kind 30002): Repräsentiert eine Karte mit Inhalt, Medien und Metadaten
- Comment (Kind 30003): Kommentare zu Boards oder Karten
- Reaction (Kind 30004): Reaktionen wie Likes, Bewertungen etc.
- Collection (Kind 30005): Sammlungen von Boards und Karten
- Metadata (Kind 30006): Bildungsspezifische Metadaten nach AMB-Standard
Das Tag-System von Nostr wird für Referenzen und Metadaten genutzt:
- e-Tags: Referenzen auf andere Events (z.B. Karten in einem Board)
- p-Tags: Referenzen auf Personen/Nutzer
- t-Tags: Thematische Tags für die Kategorisierung
- subject-Tags: Fachbezogene Tags nach Bildungsstandards
- license-Tags: Lizenzinformationen (z.B. CC BY 4.0)
- amb-Tags: Bildungsmetadaten nach AMB-Standard
3.4 Technologiestack
OpenCards nutzt einen modernen Technologiestack:
Frontend:
- React mit TypeScript
- Tailwind CSS
- Redux Toolkit oder React Context API
- Eigene Komponentenbibliothek basierend auf shadcn/ui
- react-beautiful-dnd für interaktive Boards
- react-markdown für Textformatierung
Backend / Relays:
- strfry oder nostr-rs-relay
- LevelDB oder PostgreSQL (je nach Relay-Implementierung)
- Redis für Performance-Optimierung
- Typesense für schnelle Volltextsuche
Metadaten-Services:
- Node.js-basierter Service mit Typesense
- Python-basierter Service mit spaCy und scikit-learn
- Express.js für die Koordination der Services
Infrastruktur:
- Docker für alle Komponenten
- Docker Compose für Entwicklung, Kubernetes für Produktion
- GitHub Actions für kontinuierliche Integration und Deployment
- Prometheus und Grafana für Systemüberwachung
3.5 Integration mit edufeed und anderen Systemen
OpenCards integriert sich nahtlos in das edufeed-Ökosystem und andere Bildungsplattformen:
-
edufeed-Integration: OpenCards setzt auf dem edufeed-Protokoll auf und ermöglicht die Publikation von Bildungsmaterialien in das edufeed-Netzwerk.
-
Serlo-Integration: Gemeinsam mit Serlo wird ein Prototyp entwickelt, der die Integration von Serlo-Inhalten in OpenCards ermöglicht.
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OER-Plattformen: Integration mit wichtigen OER-Plattformen wie WirLernenOnline, MUNDO, OERSI etc.
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LMS-Integration: Plugins für gängige Lernmanagementsysteme wie Moodle, ILIAS etc.
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API-Ökosystem: Offene APIs für die Integration mit anderen Systemen und die Entwicklung von Erweiterungen.
4. Implementierungsplan
4.1 Projektphasen
Die Implementierung von OpenCards erfolgt in fünf Phasen über einen Zeitraum von 12 Monaten:
Phase 1: Grundlegende Infrastruktur (Monat 1-2)
- Aufsetzen der Entwicklungsumgebung
- Implementierung des Nostr-Clients
- Aufsetzen der Relay-Infrastruktur
- Einrichtung der Community-Infrastruktur
- Bildung des Community-Advisory-Boards
Phase 2: Kernfunktionalitäten (Monat 3-5)
- Implementierung der Board-Funktionalität
- Implementierung der Card-Funktionalität
- Implementierung der Metadaten-Integration
- Start der ersten Pilotprojekte
- Durchführung von Co-Creation-Workshops
Phase 3: Erweiterte Funktionen (Monat 6-8)
- Implementierung der Suchfunktionalität
- Implementierung der Import/Export-Funktionen
- Implementierung der Offline-Funktionalität
- Erweiterung der Pilotprojekte
- Entwicklung der Import/Export-Tools
Phase 4: Integration und Tests (Monat 9-10)
- Integration mit Serlo und anderen Plattformen
- Integration mit edufeed-Netzwerk
- Umfassende Tests und Optimierung
- Präsentation auf relevanten Veranstaltungen
- Intensivierung der Kommunikations- und Outreach-Aktivitäten
Phase 5: Dokumentation und Launch (Monat 11-12)
- Erstellung der Dokumentation
- Community-Onboarding
- Öffentlicher Launch
- Evaluation und Anpassung der Strategie
- Entwicklung des Nachhaltigkeitskonzepts
4.2 Meilensteine
Nr. | Meilenstein | Monat | Beschreibung |
---|---|---|---|
M1 | Projektstart | 1 | Kick-off, Einrichtung der Infrastruktur, Bildung des Teams |
M2 | Alpha-Version | 3 | Erste funktionsfähige Version mit grundlegenden Funktionen |
M3 | Start der Pilotprojekte | 4 | Beginn der Implementierung in Piloteinrichtungen |
M4 | Beta-Version | 7 | Version mit erweiterten Funktionen und Integrationen |
M5 | Abschluss der Pilotprojekte | 10 | Evaluation und Dokumentation der Pilotimplementierungen |
M6 | Öffentlicher Launch | 11 | Veröffentlichung der finalen Version |
M7 | Projektabschluss | 12 | Abschlussbericht, Nachhaltigkeitskonzept, Übergabe an Community |
4.3 Ressourcenbedarf
Für die erfolgreiche Implementierung von OpenCards werden folgende Ressourcen benötigt:
Personalressourcen:
- 1 Projektleiter:in (Vollzeit)
- 2 Frontend-Entwickler:innen (Vollzeit)
- 2 Backend-Entwickler:innen (Vollzeit)
- 1 UX/UI-Designer:in (Vollzeit)
- 1 DevOps-Ingenieur:in (Teilzeit)
- 1 Qualitätssicherungs-Spezialist:in (Teilzeit)
- 1 Dokumentations-Spezialist:in (Teilzeit)
- 1 Community-Manager:in (Vollzeit)
Infrastruktur:
- Entwicklungsserver und -umgebungen
- CI/CD-Pipeline
- Test-Relays für Entwicklung und Tests
- Produktions-Relays für den initialen Betrieb
- Monitoring- und Logging-Infrastruktur
Finanzielle Ressourcen:
- Personalkosten: 750.000 €
- Sachkosten: 100.000 €
- Reisekosten: 25.000 €
- Fremdleistungen: 50.000 €
- Overhead: 50.000 €
- Gesamtbudget: 975.000 €
5. Community-Engagement und Adoption
5.1 Zielgruppen
OpenCards richtet sich an folgende primäre Zielgruppen:
-
OER-Plattformbetreiber und -Entwickler
- Betreiber von Plattformen wie WirLernenOnline, MUNDO, Serlo, OERSI
- Entwickler von OER-Infrastrukturen und -Tools
- Bundeslandspezifische OER-Repositories (ZOERR, HOOU, OpenEdu-RLP, etc.)
-
OER-Autor:innen und -Kurator:innen
- Lehrkräfte, die OER erstellen und teilen
- Redaktionsteams von OER-Plattformen
- Kurator:innen von Bildungsressourcen
-
OER-Communities und -Netzwerke
- Bündnis Freie Bildung
- OERcamp-Community
- OER-Metadatengruppe
- Fachcommunities (z.B. ZUM-Unterrichten)
Sekundäre Zielgruppen umfassen Bildungseinrichtungen, bildungspolitische Akteure und Fördermittelgeber.
5.2 Partizipativer Entwicklungsprozess
OpenCards setzt auf einen partizipativen Entwicklungsprozess mit folgenden Elementen:
-
Community-Advisory-Board: Ein Beirat aus Vertreter:innen verschiedener Bereiche der OER/OEP-Community, der regelmäßig Feedback gibt und strategische Entscheidungen diskutiert.
-
Offene Entwicklungsprozesse: Öffentliches GitHub-Repository, Issue-Tracking, RFC-Prozess, regelmäßige Community-Calls und Dokumentation in Echtzeit.
-
Co-Creation-Workshops: Organisation von Workshops zu verschiedenen Aspekten von OpenCards, wie UX/UI-Design, Metadaten, Use-Cases und Hackathons.
5.3 Community-Building
Für den Aufbau einer aktiven Community werden folgende Maßnahmen ergriffen:
-
Community-Plattformen: Aufbau und Pflege verschiedener Kommunikationskanäle wie Discord-Server, Forum, Matrix-Chat, Mailingliste und Social Media.
-
Community-Events: Regelmäßige Veranstaltungen wie monatliche Community-Calls, quartalsweise Webinare, jährliche OpenCards-Konferenz und Präsenz auf OER-Events.
-
Community-Anerkennung: Programme zur Anerkennung und Würdigung von Community-Beiträgen wie Contributor-Badges, Contributor-Spotlight und jährliche Community-Awards.
5.4 Adoptionsstrategie
Für die erfolgreiche Adoption von OpenCards werden folgende Strategien verfolgt:
-
Pilotprojekte und Leuchtturm-Implementierungen: Durchführung von Pilotprojekten mit strategischen Partnern wie Serlo, WirLernenOnline, Hochschulen und Schulen.
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Integrationen und Interoperabilität: Entwicklung von Integrationen mit wichtigen OER-Plattformen, Aufbau eines API-Ökosystems und Entwicklung von Import/Export-Tools.
-
Kommunikation und Outreach: Entwicklung einer kohärenten Kommunikationsstrategie, aktive Teilnahme an relevanten Veranstaltungen und Aufbau strategischer Partnerschaften.
-
Onboarding und User Experience: Entwicklung eines nutzerfreundlichen Onboarding-Prozesses, Implementierung von Progressive Disclosure für komplexe Funktionen und Etablierung kontinuierlicher Feedback-Schleifen.
5.5 Metriken und Erfolgsmessung
Der Erfolg von OpenCards wird anhand folgender Metriken gemessen:
-
Quantitative Metriken: Nutzerzahlen, Content-Metriken, Community-Metriken, Entwicklungs-Metriken und Integrations-Metriken.
-
Qualitative Metriken: Nutzerzufriedenheit, Nutzerinterviews, Fallstudien und Community-Gesundheit.
-
Impact-Messung: Bildungsimpact, Ökosystem-Impact, Nachhaltigkeit und Interoperabilität.
6. Nachhaltigkeit und Geschäftsmodelle
6.1 Open-Source-Strategie
OpenCards wird unter der GNU Affero General Public License v3.0 (AGPL-3.0) veröffentlicht, um sicherzustellen, dass:
- Der Quellcode frei verfügbar und modifizierbar ist
- Änderungen und Erweiterungen der Community zugutekommen
- Die Software auch in kommerziellen Kontexten genutzt werden kann
- Die Freiheit der Nutzer:innen gewahrt bleibt
6.2 Geschäftsmodelle und Finanzierungsquellen
Für die langfristige Nachhaltigkeit von OpenCards werden folgende Geschäftsmodelle und Finanzierungsquellen angestrebt:
-
Betrieb von Premium-Relays: Organisationen können Premium-Relays betreiben, die erweiterte Funktionen wie höhere Verfügbarkeit, größere Speicherkapazität oder spezielle Suchfunktionen bieten.
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Metadaten-Services und Anreicherung: Spezialisierte Dienste können Metadaten anreichern, Inhalte kuratieren oder Datenformate konvertieren.
-
Hosting und Support für Institutionen: Bildungseinrichtungen können professionelles Hosting und Support für ihre OpenCards-Instanzen in Anspruch nehmen.
-
Schulungen und Beratung: Experten können Schulungen und Beratung zur Nutzung von OpenCards und zur Integration in bestehende Bildungsinfrastrukturen anbieten.
-
Entwicklung von Erweiterungen und Integrationen: Entwickler können spezialisierte Erweiterungen und Integrationen für OpenCards entwickeln und als Dienstleistung anbieten.
-
Institutionelle Förderung: Förderung durch Bildungseinrichtungen, Stiftungen und öffentliche Einrichtungen für die Weiterentwicklung und den Betrieb der Infrastruktur.
-
Community-Finanzierung: Finanzierung durch die Community über Spenden, Crowdfunding und Mitgliedsbeiträge.
6.3 Organisatorische Nachhaltigkeit
Für die organisatorische Nachhaltigkeit von OpenCards sind folgende Maßnahmen geplant:
-
Gründung eines gemeinnützigen Vereins: Gründung eines gemeinnützigen Vereins als Träger des Projekts, der die langfristige Entwicklung und den Betrieb sicherstellt.
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Community-Governance: Etablierung transparenter, partizipativer Governance-Strukturen, die die Mitbestimmung der Community sicherstellen.
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Strategische Partnerschaften: Aufbau strategischer Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen, OER-Plattformen und anderen relevanten Akteuren.
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Internationalisierung: Internationalisierung des Projekts, um eine breitere Community und mehr Ressourcen zu erschließen.
-
Diversifizierung der Finanzierungsquellen: Diversifizierung der Finanzierungsquellen, um Abhängigkeiten zu vermeiden und Nachhaltigkeit zu sichern.
7. Kooperationen und Partnerschaften
7.1 Bestehende Kooperationen
Für das OpenCards-Projekt bestehen bereits folgende Kooperationen:
-
Serlo Education e.V.: Kooperation zur Integration von OpenCards in die Serlo-Plattform und zur gemeinsamen Entwicklung des Prototyps.
-
Bündnis Freie Bildung: Zusammenarbeit im Rahmen des Bündnisses Freie Bildung zur Förderung offener Bildungsinfrastrukturen.
-
OERcamp-Community: Zusammenarbeit mit der OERcamp-Community zur Verbreitung und Erprobung von OpenCards.
-
OER-Metadatengruppe: Kooperation zur Integration von Metadatenstandards in OpenCards.
-
edufeed-Netzwerk: Zusammenarbeit mit dem edufeed-Netzwerk zur Integration von OpenCards in das edufeed-Ökosystem.
7.2 Geplante Kooperationen
Für das OpenCards-Projekt sind folgende weitere Kooperationen geplant:
-
WirLernenOnline: Kooperation zur Integration von OpenCards in die WLO-Plattform und zur Nutzung der WLO-Suchfunktionalität.
-
OERSI: Kooperation zur Indexierung von OpenCards-Inhalten in OERSI und zur Integration der OERSI-Suche in OpenCards.
-
Landesinstitute für Lehrerbildung: Kooperationen mit Landesinstituten zur Erprobung und Verbreitung von OpenCards in der Lehrerbildung.
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Hochschulen: Kooperationen mit Hochschulen zur Erprobung und Forschung zu OpenCards in der Hochschulbildung.
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Internationale OER-Initiativen: Kooperationen mit internationalen OER-Initiativen zur Internationalisierung von OpenCards.
8. Fördermöglichkeiten
8.1 Potenzielle Förderprogramme
Für die Finanzierung von OpenCards kommen folgende Förderprogramme in Frage:
Nationale Förderprogramme:
- BMBF: Digitale Hochschulbildung
- BMBF: Förderung von Open Educational Resources (OER)
- BMBF: Digitale Zukunft
- BMWi: EXIST-Forschungstransfer
- Stiftung Innovation in der Hochschullehre
Europäische Förderprogramme:
- Erasmus+ KA2: Strategische Partnerschaften
- Horizon Europe: Digital, Industry and Space
- Digital Europe Programme
Stiftungen und private Förderer:
- Deutsche Telekom Stiftung
- Robert Bosch Stiftung
- Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
- Wikimedia Deutschland
- Open Society Foundations
8.2 Finanzplan
Das Gesamtbudget für das 12-monatige Projekt beträgt 975.000 €, aufgeteilt in folgende Kostenkategorien:
- Personalkosten: 750.000 € (76,9%)
- Sachkosten: 100.000 € (10,3%)
- Reisekosten: 25.000 € (2,6%)
- Fremdleistungen: 50.000 € (5,1%)
- Overhead: 50.000 € (5,1%)
9. Innovationsgehalt und Mehrwert
9.1 Technologische Innovation
OpenCards zeichnet sich durch folgende technologische Innovationen aus:
-
Dezentrale Architektur: Im Gegensatz zu zentralisierten Plattformen nutzt OpenCards das Nostr-Protokoll für eine dezentrale, resiliente Infrastruktur, die unabhängig von einzelnen Anbietern oder Servern funktioniert.
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Kryptografische Identitäten: Nutzer:innen erhalten ein Schlüsselpaar, mit dem sie ihre Beiträge signieren und ihre Identität über verschiedene Plattformen hinweg nutzen können.
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Offene Protokolle: Das Nostr-Protokoll ist offen und ermöglicht die Interoperabilität zwischen verschiedenen Anwendungen, was im Bildungsbereich bisher kaum genutzt wird.
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Metadaten-Integration: OpenCards integriert Bildungsmetadaten-Standards wie das Allgemeine Metadatenprofil (AMB) direkt in das Protokoll, was die Auffindbarkeit und Interoperabilität von Bildungsressourcen verbessert.
-
Offline-Funktionalität: Im Gegensatz zu rein webbasierten Lösungen bietet OpenCards umfassende Offline-Funktionalität, was besonders in Bildungskontexten mit eingeschränkter Internetverbindung wichtig ist.
9.2 Pädagogische Innovation
OpenCards fördert innovative pädagogische Ansätze:
-
Kollaboratives Lernen: Durch die Möglichkeit der plattformübergreifenden Zusammenarbeit werden neue Formen des kollaborativen Lernens ermöglicht.
-
Offene Bildungspraktiken: OpenCards unterstützt Open Educational Practices (OEP) durch offene, transparente und partizipative Werkzeuge.
-
Selbstbestimmtes Lernen: Durch die Datensouveränität und Flexibilität werden selbstbestimmte Lernprozesse gefördert.
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Community-basiertes Lernen: Die Integration in Communities und Netzwerke fördert das Lernen in und mit Communities.
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Lebenslanges Lernen: Die Unabhängigkeit von institutionellen Plattformen unterstützt lebenslanges Lernen über institutionelle Grenzen hinweg.
9.3 Organisatorische Innovation
OpenCards bietet innovative Ansätze für die Organisation von Bildung:
-
Community-Governance: Transparente, partizipative Governance-Strukturen für nachhaltige Entwicklung und Nutzung.
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Offene Geschäftsmodelle: Ermöglichung neuer, offener Geschäftsmodelle im Bildungsbereich, die nicht auf Datensilos und Vendor Lock-in basieren.
-
Dezentrale Organisation: Förderung dezentraler Organisationsformen für Bildung, die unabhängig von zentralen Institutionen funktionieren.
-
Interinstitutionelle Zusammenarbeit: Erleichterung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bildungseinrichtungen und -akteuren.
-
Nachhaltige Infrastrukturen: Aufbau nachhaltiger digitaler Infrastrukturen für Bildung, die unabhängig von einzelnen Förderungen bestehen können.
10. Fazit und Ausblick
OpenCards adressiert zentrale Herausforderungen der digitalen Bildungslandschaft durch eine innovative, offene und interoperable Lösung, die auf dem dezentralen Nostr-Protokoll basiert. Das Projekt bietet eine nachhaltige Alternative zu proprietären digitalen Pinnwand-Lösungen und fördert die Souveränität der Nutzer:innen, die Interoperabilität zwischen Plattformen und die Nachhaltigkeit von Bildungsinfrastrukturen.
Mit einem partizipativen Entwicklungsprozess, einer aktiven Community-Engagement-Strategie und einem nachhaltigen Geschäftsmodell hat OpenCards das Potenzial, einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der OER/OEP-Landschaft zu leisten und die Zusammenarbeit in der Bildungscommunity zu fördern.
Die geplanten Kooperationen mit wichtigen Akteuren der OER-Landschaft und die Integration in bestehende Ökosysteme wie edufeed und Serlo sichern die breite Akzeptanz und Nutzung von OpenCards. Durch die dezentrale Architektur und die offenen Standards wird eine nachhaltige, resiliente Infrastruktur geschaffen, die unabhängig von einzelnen Anbietern oder Förderungen bestehen kann.
OpenCards ist mehr als nur eine technische Lösung – es ist ein Beitrag zur Demokratisierung von Bildung, zur Förderung von Offenheit und Zusammenarbeit und zur Schaffung einer nachhaltigen, interoperablen Bildungsinfrastruktur für die Zukunft.